Nachhaltige Marktwirtschaft

Bürgerstrom

Finanzkrise 2008 - Weltfinanzgipfel

Wieso ist die Finanzkrise dramatisch?

Die derzeitige Finanzkrise wird in den Medien als sehr dramatisch dargestellt. Entwickelt sich diese Krise tatsächlich zu dem, was uns öffentlichkeitswirksam täglich suggeriert wird?
Die erste Suggestion ist bereits die Behauptung, dass die Krise überraschend sei. Seit mehreren Jahren wissen die Fachleute um die Probleme des amerikanischen Häusermarktes. Spätestens seit den ersten Schwierigkeiten der Landesbanken und der IKB aufgrund der neumodischen Finanzprodukte war für jedermann erkennbar, dass etwas im Argen lag.

Ist niemandem mehr bewusst, dass unter der Regierung von George W. Bush der amerikanische Staatshaushalt in astronomische Defizite katapultiert wurde? War es unbekannt, dass die amerikanischen Konsumenten seit vielen Jahren über ihre Verhältnisse lebten und ihr Wohlstand zu einem großen Teil mit Hilfe der hohen privaten Verschuldung erkauft war? Wie sich nun herausstellt - zu teuer erkauft war?

Die Politik hat lange weggesehen. Die Kritiker hatten keine Chance.
Auf dieser Website versuche ich verschiedene Aspekte der Ursachen der Krise zu durchleuchten und die angeblich alternativlosen Lösungsansätze zu hinterfragen.

Die letzten Wochen haben mir deutlich gemacht, dass nicht die Finanzkrise das Problem ist, sondern der Umgang mit der Finanzkrise.

Ich sehe diese Krise aber durchaus als Chance für die Weiterentwicklung der freien oder sozialen Marktwirtschaft hin zu einer nachhaltigen Marktwirtschaft. Wenn die Politiker auf dem Weltfinanzgipfel auch nur teilweise das umsetzen werden, was uns heute vollmundig vorgesprochen wird, hat die Nachhaltigkeit in der modernisierten Wirtschaftsordnung eine Chance.

Ich wünsche mir, dass diese Hoffnung nicht nur eine Fata Morgana bleibt.

Dietmar Helmer


Leistungsbilanz- und Handelsbilanz-Defizit der USA

Nehmen wir als ein Beispiel für das "Unvorhersehbare" nur einen Auszug aus einem Text der Bundeszentrale für politische Bildung:
Seit Beginn der 1990er Jahre verzeichnen die USA ein steigendes Leistungsbilanzdefizit, das im Wesentlichen auf einem riesigen Handelsbilanzdefizit beruht. 2007 lag das Minus in der Leistungsbilanz bei knapp 800 Mrd. US-Dollar oder 5,7 % des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) nach 6,2 % im Jahre 2006. Die Finanzierung des Defizits erfolgt durch Nettokapitalzuflüsse aus dem Rest der Welt, also durch einen gleich hohen Überschuss in der Kapitalbilanz ... Hinter den Kapitalzuflüssen stehen vor allem Wertpapierkäufe von Ausländern in den USA, ausländische Direktinvestitionen in den USA, ausländische Kredite an amerikanische Kreditnehmer und Anlagen von Währungsreserven ausländischer Notenbanken, vorzugsweise in US-Schatzanweisungen. Infolge der Leistungsbilanzdefizite wurden die USA zum größten Nettoschuldnerland der Welt. Seit 1986 übertreffen die Verbindlichkeiten gegenüber dem Rest der Welt die Forderungen. 2005 lag der Nettoschuldenstand bei ca. 22 % des BIP, Tendenz steigend. Im Fall der USA ist die Lage paradox. Eines der reichsten Länder der Welt lebt in hohem Maße von Kapitalzuflüssen aus dem Rest der Welt.

Auf einmal tut die Politik und die Wirtschaft so, wie wenn die Finanzkrise aus heiterem Himmel kommt. Es gab Dutzende von gravierenden Hinweisen auf die Krise, wie eben das über Jahre immer weiter ausgebaute gigantische Leistungsbilanzdefizit der USA.
So lange es gut geht, schaut man weg. Da niemand den Zeitpunkt einer Krise vorhersagen kann, haben die Macher der "Wolkenkuckucksheime" leichtes Spiel - bis sie entlarvt werden durch die Krise.


Krisen soweit der Geist sie denkt

Es stehen ja bereits weitere Themenfelder um die Finanzkrise herum auf der Agenda:
Die Kreditkartenkrise, die Autoabsatzkrise, die Bauauftragskrise, die Exportkrise und so weiter und so weiter.

Wir werden in den nächsten Wochen auf Dutzende von neuen Krisenherden stoßen und von den Lobbyisten und den Medien in die Richtungen gesteuert, in welche die interessierten Kreise die Bevölkerung haben wollen.
Wir sollten uns nicht schalu machen lassen. Vielmehr sollten wir die Chancen erkennen, die in der Finanzkrise stecken.

Ist schon jemandem aufgefallen, dass der Ölpreis sich von seiner Spitze von ca. 140 Dollar auf ca. 70 Dollar halbiert hat und die Benzinpreise oder die Heizölpreise sinken? Haben Sie sich darüber schon gefreut? Haben Sie schon nachgerechnet, was Ihnen das monatlich wieder für einen Spielraum in ihrer Haushaltskasse gibt?

Selbst im Finanzmarktstabilisierungsgesetz wird über Nachhaltigkeit geschrieben. Ich sehe darin eine Chance, dass das Thema Eingang findet in ernsthafte Betrachtungen gesetzlicher Überlegungen in der Zukunft.

Auszug aus § 10: Bedingungen für Stabilisierungsmaßnahmen
...die geschäftspolitische Ausrichtung, bei Kreditinstituten insbesondere die Versorgung kleiner und mittlerer Unternehmen mit Krediten, und die Nachhaltigkeit des verfolgten Geschäftsmodells...

Es ist grandios, solche Worte in einem Gesetz wieder zu finden.
Auf diesem Weg darf die Politik weitermachen.

Herzliche Grüße
Dietmar Helmer 20.10.2008